Das Hilfskrankenhaus Gunzenhausen

Mitten in Gunzenhausen, ganz unscheinbar unter der Berufsschule in der Bismarkstraße, verbirgt sich eines der interessantesten Gebäude der Stadt, das Hilfskrankenhaus. Beschlossen wurde der Bau als Schutzmaßnahme in der Zeit des Kalten Krieges. Wäre die Metropolregion Nürnberg Ziel eines nuklearen Angriffs geworden, wäre auf das Hilfskrankenhaus Gunzenhausen zurückgegriffen worden. Die Fertigstellung des unterirdischen Krankenhauses erfolgte 1965. Zu einem realen Einsatz kam es glücklicherweise nie. Es gab lediglich 1986 einen Funktionstest. Im Jahre 1989 wurde das Hilfskrankenhaus als Notunterkunft für Aussiedler aus der DDR genutzt und im Jahr 1990 für weitere Aussiedler aus Siebenbürgen. Seither steht es still und wartet darauf, von interessierten Gästen erkundet und unter die Lupe genommen zu werden. Wenn Gästeführer Wolfgang Faig die schweren Stahltüren öffnet hat man das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben. Neben Betten, Kissen, Ersatzkleidung und Hygieneartikel finden sich in den 15 Zimmern Krankenbetten, einen OP-Bereich, einen Röntgenraum und ein eigenes Labor. Alles wirkt wie bereit für den Ernstfall. Rund 700 Personen, davon 100 medizinisches Personal, hätten im nuklearen Krisenfall für 14 Tage, abgeriegelt von der Außenwelt, mit allem Notwendigen versorgt, überleben können oder sollen. Die Luft für das Krankenhaus wurde durch eine mehrstufige Filteranlage gereinigt, das Trinkwasser konnte durch einen eigenen Tiefbrunnen gewonnen werden. Falls die Stromversorgung zusammengebrochen wäre, hätten drei dieselbetriebene Notstromaggregate diese übernommen. Unter Klaustrophobie sollte man nicht leiden, möchte man an einer der von der Stadt Gunzenhausen oder der Volkshochschule angebotenen Führungen teilnehmen. Auch ist es ratsam, sich warm anzuziehen; in den Bunkerräumen herrscht Sommer wie Winter eine Temperatur von konstant 8°C. Und noch ein interessantes Detail am Rande: die Stahlbetonwände verhindern jeglichen Funknetzkontakt nach draußen!

Fakten: 
Bauzeit: 1963 bis 1965
Ort: 5m unter der Berufsschule, Bismarckstraße 24, Gunzenhausen 
Kosten: 3.850.000 DM 
Größe: 4.000qm, Fläche, 13.800cbm umbauter Raum
Baumaterial: Stahlbetonhülle mit Bleischicht Medizinisches
Personal: 12 Ärzte, 3 medizinisch-technische Assistentinnen, 24 Krankenschwestern, 60 Hilfsschwestern und 6 Krankenpfleger 
Bettenzahl: 600 
Betriebsbereitschaft: 1965 - 1996 
Einsätze: 1989 (Aufnahme von DDR-Übersiedlern), 1990 (Aufnahme von Rumänienflüchtlingen) 

Erlebbar ist das Gunzenhäuser Hilfskrankenhaus auch bequem bei einer 3D-Tour am Computer oder Tablet unter www.hilfskrankenhaus.gunzenhausen.de.